Nasentanz im Berliner Cum Laude

Berlin. Vor über 100 Gästen wurde auf Einladung der Geschäftsleitung von CUM LAUDE, Restaurant der Humboldt-Universität zu Berlin, Christel Wittenberg und Knut Eichhorn, am Dienstag eine Ausstellung zu den Illustrationen von Hartmann Litschel, Künstler und Architekt aus Freiburg, zum Buch "Nasentanz. Früchtchen aus dem Garten der Macht" von Joseph Dehler aus dem VAS-Verlag eröffnet.  Die Bilder sind dort noch bis zum 29. Februar 2012 zu sehen. 

Hans Eichel bei seiner Laudatio

Der Geschäftsführer von Cum Laude, Knut Eichhorn, hob zu Beginn der Veranstaltung die Bedeutung des Universitätsrestaurants für den Dialog von Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur hervor. Gerade deshalb seien Ausstellungen, wie diese, "Programm" des Berliner Cum Laude-Restaurants.

Die Einführungsrede hielt Hans Eichel, Bundesfinanzminister a.D. Er stellte heraus, dass die Bildillustrationen von Hartmann Litschel zwar dessen eigene Interpretationen der politsatirischen Geschichten von Joseph Dehler seien, jedoch verschiedene Auslegungen und Botschaften zuließen. Nicht zuletzt gäben sie deshalb dem Betrachter nach dem Lesen der Nasentanz-Geschichten hinreichend freien Raum, eigene, jeweils auf Erfahrung beruhende Beziehungen zu den Figuren, eben den "Früchtchen aus dem Garten der Macht", herzustellen. Er hob dabei die nicht zuletzt architektonisch geprägten Abstraktionen Litschels sowie die Farbvielfalt der Bilder hervor. Die Leser von Nasentanz und Betrachter der Illustrationen seien somit gefordert, sich ihr eigenes Bild von der Politik und den Verwaltungsapparaten zu machen. Auf diese Weise habe Litschel bewusst auf die gewöhnlich Poltisatire umrahmenden Karikaturen verzichten können.

Joseph Dehler beschrieb er als kritischen Geist. In seinen Geschichten, die mehr oder weniger auf eigenen Erfahrungen beruhen würden, spüre man nicht nur seine Freude daran, sich in seine Figuren hineinzuversetzen, sondern sie richtiggehend "auszureizen". Beachtenswert sei, dass Dehler, das stellte er am Beispiel von "Pomaden-Anton", dem eloquenten Allzweckminister gräflicher Herkunft dar, in einem möglicherweise vergleichbaren Fall aus dem politischen Leben bereits ein Jahr vorher dessen Niedergang vorausgesagt habe. Hier wie auch in anderen Geschichten spüre man nicht zuletzt die der Politsatire innewohnenden moralistischen Züge. Hier zitierte er den Leitsatz des Buches. "Wer oiwei zu de Stern ’naufschaugt, wird bald auf da Nas’n lieg’n." Folgerichtig sei daher im Umkehrschluss Dehlers glasklarer Appell am Ende des Buches, den er zitierte:

"Politikerinnen und Politiker mit Rückgrat!
Widerstehet allweg den Verlockungen eurer Mandate und Ämter.
Bleibt euch treu.
Politikerinnen und Politiker auf Abwegen!
Nehmt Abschied von Selbstherrlichkeit und Filz.
Findet zurück.
Staatsdienerinnen und Staatsdiener aller Dienstgrade!
Widersteht Machtgelüsten und Irreführungen von Amts- und
Mandatsträgern.
Bleibt standhaft.
Wählerinnen und Wähler!
Verlangt Rechenschaft über den Verbleib eurer Stimme.
Nichtwählerinnen und Nichtwähler!
Mischt euch ein – trotz gelegentlicher Enttäuschung.
Demokratinnen und Demokraten!
Seid unaufhörlich beherzt, unser Gemeinwesen gegen Rücksichtslosigkeit,
Heuchelei und Plünderung aller Art zu verteidigen."

Hans Eichel und die Schauspielerin Miriam Stahlke, auch Moderatorin des Abends, lasen danach einige Passagen aus dem Buch Nasentanz. Elena Vapnyarskaya umrahmte die Veranstaltung auf dem Klavier. Intensive Gespräche über die Bilder schlossen sich an. Das Buch von Joseph Dehler "Nasentanz. Früchtchen aus dem Garten der Macht" mit den Farbillustrationen von Hartmann Litschel erscheint in Kürze auch als IBook. +++ fuldainfo 

Schauspielerin Miriam Stahlke liest aus Nasentanz

Von rechts nach links: Hans Eichel, Hartmann Litschel, Joseph Dehler

Geschäftsführer CUM LAUDE, Knut Eichhorn